Ich werde hier wohl kaum etwas überraschend Neues erzählen : Aber es ist sehr trocken! Ich wollte nur mal die Perspektive des Gärtners weitergeben…
Nicht nur wir leiden unter der andauernden Trockenheit, sondern im Besonderen auch die Pflanzen. Von verfrühter Blüte, massivem Schädlingsbefall, bis hin zu geringen Erträgen ist so ziemlich das ganze Spektrum abgedeckt worden, das den Gärtner nervt.
Hätten wir nicht mit Weitblick unseren Speicherteich gebaut, könnten wir dieses Jahr geschätzte 50 % unseres Anbaus einfach einstellen. Was bringt es denn jede Woche Salate, Brokkoli + Co als Jungpflanze ins Feld zu setzen, wenn man keine Chance hat die Kleinen überhaupt einen weiteren Tag am Leben zu erhalten? Bis ein Salat aus seinem Erdpresstöpfchen herauswächst, braucht er mindestens 5 Tage feuchten Boden. Und zu allem Übel ist das Töpfchen auch noch aus Kompost und somit schwarz, da kommen ganz schnell extrem hohe Temperaturen zustande. Also führt kein Weg daran vorbei, sogar bei Temperaturen über 30 °C auch tagsüber die Beregnung anzuwerfen. Da verdampft natürlich ein Großteil direkt wieder davon, aber nur nachts Wasser zu geben ist keine Option – es genügt einfach nicht.

Die Rettung unserer Pflanzen: Der Bewässerungsteich
Wer sich bisher hervorragend fühlt, sind allerdings die meisten Schädlinge. Der milde Winter und früh im Jahr hohe Temperaturen haben die meisten Insekten in der Entwicklung stark begünstigt. Das hat z.B. dazu geführt, dass wir schon vor Monaten entschieden haben, keinen Spinat mehr auszusäen. Die schwarze Bohnenblattlaus war so früh aktiv wie noch nie und hat uns über Wochen den Spinat befallen. Bis dann endlich die Nützlinge aufgetaucht sind, war die Population schon so stark, dass sich überhaupt kein Gleichgewicht aus Laus und Gegenspielern aufbauen konnte. Die Kohlweißlinge und eigentlich alle Raupen tauchen normalerweise in klar abgegrenzten Generationen auf – dieses Jahr sind sie Dauergäste. Wir haben zwar auf allen Kohlarten Netze liegen, aber wie schon in einem anderen Beitrag erwähnt legen die Schmetterlinge auch durch die feinen Maschen ihre Eier ab. Außerdem erhöht das Netz noch mal die Temperatur darunter, das führt dann beim Brokkoli zu verfrühtem Aufblühen. Beim Chinakohl wird die Transpiration gestört, d.h. er kann kein Wasser mehr veratmen und es kommt zu Kalziummangel in den inneren Blättern und es gibt im Inneren unschöne schwarze Punkte bis hin zu richtigen Nekrosen, das ist abgestorbenes Gewebe.

Trotz Bewässerung staubt es momentan bei unserer Arbeit!
Da der Gärtner sowieso ein neugieriger Geselle ist, habe ich natürlich auch ein paar Daten gesammelt. Die Schlau-Füchse dürfen jetzt gerne weiterlesen – allen anderen wünsche ich in diesem Sinne ein erfolgreiches Gießen!
Werte des bisherigen Jahres 2018 im Vergleich zu Durchschnittswerten:
– Durchschnittsniederschlag Hohenloher Ebene : 780 mm im Jahr. Dieses Jahr inklusive dem feuchten Januar, der uns nun aber nicht helfen kann, 375 mm
– Normale Niederschläge im Juni/Juli : Ca 85 mm je Monat, wir hatten etwa 20 mm im Monat.
– Wasserbedarf Brokkoli im Sommer : pro Woche 40 bis 50 mm/m². Das bedeutet bei unseren ca. 70 ar die zeitgleich in unterschiedlichen Größen stehen benötigen wird 315.000 Liter pro Woche allein für diese Kultur. Wenn wir optimal bewässern wollten, wäre das dieses Jahr nahezu undurchführbar.
– Speichervolumen unseres Beregnungsteiches : 20.000 m³ = 20.000.000 Liter
– Weizenertrag bei uns nur 70 % im Vergleich zum Vorjahr. Dank der Kleeuntersaat, die den Boden bedeckt und somit das Wasser erhalten bleibt, also noch relativ gut.
– Feuchtigkeit der letzten Jahre bei uns : Sehr nass bis Juni 2016, dann sehr trocken bis Juni 2017 und wieder sehr nass bis Anfang März 2018. Seitdem nur 20 % der üblichen Niederschläge.
– Bisher haben wir schon doppelt soviel Wasser benötigt wie in 2017
– Pegelstand des Kochers in Kocherstetten am 15.8.18 vormittags nur noch 20 cm
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