Die Wetterumschwünge machen uns zu schaffen. Wird es kühler, fühlen sich die Blattläuse wohl – die mögen nämlich auch keine Hitze. Ist es wieder warm fühlt sich der Kartoffelkäfer, der ja aus Südamerika stammt, pudelwohl und mampft auch bei Temperaturen über 30°C fröhlich weiter seine Kartoffelblätter. Und das ist noch längst nicht alles… Während Schädlinge im konventionellen Anbau einfach mit Chemie bekämpft werden, setzen wir auf unsere kleinen Superhelden. Wer sie sind und was sie tun erfährst du in diesem Beitrag.
Einen so frühen Befall mit Gurkenblattläusen hatten wir wirklich noch nie – hier täuscht der Name, denn diese Läuse besiedeln auch Mangold, Spinat und ebenfalls die Melde, unsere “Anzeiger-Pflanze”. Auf den Melden, die bei uns ein Leit-Beikraut sind, findet man die kleinen Biester immer als erstes. (Du siehst, es hat sogar Vorteile wenn man seine Kulturen nicht komplett sauber gejätet bekommt, das schützt unsere Nutzpflanzen auf natürliche Art und Weise.)
Die Anwesenheit der Gurkenblattlaus sorgt dafür, dass sich hier die Nützlinge wie Marienkäfer, Schwebfliegenlarven, Florfliegenlarven, Raubmilben und natürlich die Schlupfwespen vorzüglich vermehren können. Besonders die Ansiedelung der Schlupfwespen kann man gut erkennen, da dann in den Lauskolonien einzelne aufgeblähte und hell verfärbte Läuse zu sehen sind. Diese wurden von den erwachsenen Schlupfwespen parasitiert, also mit Eiern belegt. Daraus schlüpfen dann im Innern der Laus die Larven und vetilgen die Laus von innen heraus, brechen irgendwann durch ein kleines Loch aus und pieksen sofort nach der Paarung wieder neue Läuse an. Hört sich zwar echt fies an, aber die Nützlinge kommen bei uns im Freiland natürlich vor und räumen also ohne unser Zutun völlig kostenlos für uns auf.
Bei den anderen Nützlingen sieht man nicht viel von deren Aktivität, es sind maximal einige leergesaugte Laushüllen übrig. Gerade die Florfliegenlarven fressen bis zu 100 Läuse am Tag! Aber leider sind sie auch kannibalisch veranlagt und fressen sich bei Nahrungsmangel auch gegenseitig auf. Darum werden sie von den Fachleuten, die diese für die Gewächshäuser verkaufen, in kleinen Kartons mit Wabenfächern gesperrt, um sie so in “Einzelhaft” anzuliefern.
Die Nützlinge sehen meist auch nicht freundlich aus, selbst die Marienkäferlarve sieht dem hübschen, erwachsenen Käfer überhaupt nicht ähnlich. Also wenn du dir im Hausgarten unsicher bist, ob eines dieser gemeingefährlich aussehende Tierchen wohl der Pfanze schaden könnte – lieber kurz einen Blick ins Internet werfen (z.B. mithilfe der NABU-App “Insektenwelt”) und schauen ob das nicht einer der besten Freunde des Gärtners ist.
Gerade die Larven der Schwebfliege sehen eigentlich aus wie ein Schädling – madenartig mit halb durchsichtigem Körper und einer Art Stechrüssel. Diese aber unbedingt auf deinen Pflänzchen lassen, oder sogar bei der Ernte auf andere Pflanzen umsiedeln (Blatt abbrechen auf eine mit Blattläusen befallene Kultur legen). Auf keinen Fall einfach auf den Kompost werfen, denn sehr mobil sind sie nicht.
Und mit etwas Geduld werden aus den meist gruselig aussehenden und räuberisch veranlagten Larven auch schöne Käfer und andere Tierchen. Diese ernähren sich dann nur noch von Nektar und helfen somit beim Bestäuben von Pflanzen. Eine tolle Erfindung der Natur! Deswegen sollte man vor Spritzmitteln wirklich zurück schrecken – die machen nämlich keinen Unterschied zwischen gut und böse und sind für Nützlinge genauso tödlich wie für Schädlinge.
In diesem Sinne ein Lob an unsere Hilfspolizisten im Garten. Wir wünschen den Kleinen einen guten Appetit.
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