Mit kürzer werdenden (Arbeits-) Tagen und zunehmender Fertigstellung unseres Bauprojektes finde ich nun endlich die Zeit, euch auf den neuesten Stand rund um das Thema Gewächshaus zu bringen und an den aktuellen Entwicklungen im Betrieb teilhaben zu lassen…
Schon immer war ich der tiefen Überzeugung, eine Region ernährt ihre Bewohner! Wichtig ist dabei, dass wir ökologisch, regional und saisonal denken und handeln. Und wenn wir diese drei Dinge kombinieren, bleiben die natürlichen Kreisläufe gewahrt und die Umwelt durch nachhaltige Produktionsbedingungen und Einsparung der sonst üblichen vielen Transportwege entlastet. Da nun nicht jeder einen eigenen Garten hat und sich ein Gewächshaus bauen kann, übernehmen wir das für euch.
Warum ein Gewächshaus bauen, und warum gerade jetzt?
Schon lange träume ich davon, eigenes Gemüse in allen saisonal möglichen Varianten anzubauen und an unsere Kunden in der Region zu liefern. Bisher hat sich die Bandbreite ausschließlich auf rund vierzig verschiedene Gemüsekulturen im Freilandanbau „beschränkt“. Einfach deshalb, weil viele andere Projekte (große wie kleine) weiter oben auf der Agenda standen. Und dann hat so ein Schritt in gemüsebauliches Neuland ja auch etwas mit Zeit, Mut, Leidenschaft und Know-how zu tun.
Und das alles bringt mein Sohn Jonas nun mit in den Betrieb. Er hat sich im Rahmen seiner Meisterarbeit intensiv mit Gewächshäusern beschäftigt und gemeinsam sind wir den Weg von der Idee über die Planung und die Genehmigung bis zum Bau gegangen und damit quasi auch den betrieblichen Weg „vom Landwirt über den Biobauern zum Biogärtner“.
Was ist uns im Gewächshaus und Drumherum wichtig?
Zuerst einmal sollen sich die Pflanzen im neuen Heim wohlfühlen! Das bedeutet, dass wir ihnen ein helles, gut isoliertes Haus mit guter Wasserversorgung, viel gutem Humus und bestem Raumklima gebaut haben. Da Tomaten, Gurken, Paprika und Auberginen unterschiedliche Wünsche an Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Klima haben, stehen ihnen drei separate Abteile zur Verfügung. In jedem dieser drei Bereiche können wir die Heizung, das Wasser, die Lüftung und die Beschattung getrennt steuern. Mit zu einem guten Raumklima trägt auch die Raumhöhe mit sechs Metern bei und die vielen Lüftungsscheiben. Dies kommt natürlich auch unserem Gemüsebauteam zugute, wenn wir pflanzen, pflegen und ernten.
Gesteuert wird das Ganze von einem speziellen Computerprogramm, welches neben unseren Vorgaben auch die vorhanden Klimawerte im Haus und die äußeren Bedingungen über eine eigene Wetterstation erfasst und somit die Heizung, Lüftung und den Energieschirm steuert.
Zum „Drumherum“ gehört für mich aber auch ein sinnvolles Wasser – und Energiekonzept: Angefangen habe ich das Thema 2004 mit dem Bau einer ersten Photovoltaik-Anlage. Mittlerweile produzieren wir den Großteil unseres Stromverbrauchs selbst, den Rest kaufen wir aus regenerativer Erzeugung (vor allem aus Wasserkraft) in Form von Ökostrom zu.
Mit dem Bau des Teiches in den Jahren 2016/2017 haben wir ausreichend Wasser für unser Gemüse im Freiland. In diesen Teich fließt auch das Wasser von den Dächern des Gewächshauses. Von dort können wir es auf kurzem Wege (400m) wieder zurückpumpen und mit einer eigenen Wasserstation gezielt zu jeder einzelnen Pflanze bringen.
Ein richtig großer Brocken innerhalb des Bauprojektes ist die Heizung. Jonas und mir war von Anfang an klar, dass wir keine fossilen Brennstoffe einsetzen werden. Erstens würde das nicht mit unseren persönlichen Klimazielen übereinstimmen und zweitens haben wir in unseren heimischen Wäldern die Situation, dass jährlich mehr Holz heranwächst, als genutzt wird. Und so haben wir nun einen großen Holzkessel für Hackschnitzel, der neben dem Gewächshaus auch die vorhandenen Gebäude auf dem Hof mittels einer Wärmeleitung versorgt. Die beiden bisherigen Öfen werden dadurch nicht mehr benötigt. Das spart jährlich ca. 1.500 kg CO2 aus der bisherigen Gasheizung ein und viel Zeit und so manchen Schweißtropfen unseres Opas, der bisher für´s Holzhacken verantwortlich war.
Wo soll und kann die Reise hingehen …
Ich möchte Verantwortung übernehmen und Zukunftsthemen im Rahmen meiner Fähigkeiten mitgestalten: Was ist mein persönlicher Beitrag zum Thema Klimawandel? Ich leite Schritte ein, ohne auf das “große Ganze” warten zu müssen. Ich möchte Ressourcen schonen und einen Wandel des Gemüsebaus in der Gesellschaft mit antreiben. Ich will die Tradition meiner Familie als Bebauer und Bewahrer hier auf dem Hof weiterführen und diesen in die 11. Generation an meine Kinder weitergeben. Dabei möchte ich ihnen die Freude an unserem Wirken bewahren und zeigen, wie eine Balance zwischen Engagement, Existenzsicherung und persönlichem Freiraum geschaffen werden kann.
Wir sind in der Region tief verwurzelt, sind Bauern mit Herzblut und blicken mit Freude und Zuversicht nach vorne!
Und zum Schluss noch was zum aktuellen „Fahrplan Gewächshaus“. Bis Ende November 2018 werden wir die meisten Arbeiten abschließen und die Heizung starten. Letzte Leitungen und kleinere Arbeiten sollten dann bis Weihnachten ebenfalls abgeschlossen werden. Ab Anfang Februar möchten wir die ersten Tomaten einpflanzen und in den folgenden Wochen dann auch Gurken und alles weitere. Ab Mitte April freuen wir uns dann darauf, die ersten Früchte aus eigenem Anbau in die Ökokisten legen zu dürfen und mit auf den Markt zu nehmen.
Euer Hartmut Engelhardt
Was denken Sie zu diesem Artikel? Lassen Sie es uns wissen.