Wir haben einen Vogel – genauer gesagt einige davon. Seit über 25 Jahren werden am Hof Engelhardt Nisthilfen für Mehlschwalben aufgehängt. Denn Naturschutz gehört zum Biolandbau einfach dazu.
Durch das Aufhängen von Nisthilfen ist es uns auf dem Hof gelungen, insgesamt 100 Brutpaaren die Möglichkeit zu geben, hier zu brüten und ihre Jungen großzuziehen. Das ist Naturschutz und Artenerhalt pur, denn Mehlschwalben stehen seit 2004 auf der Vorwarnliste für bedrohte Tierarten. Für dieses Engagement wurde der Hof vom Naturschutzbund Untermünkheim-Braunsbach zum “Schwalbenfreundlichen Haus” ausgezeichnet.
Wie alles begann…
Vor vielen Jahren beobachtete Hartmut Engelhardt, wie ein Schwalbenpaar versuchte an einem Hof-Gebäude ein Nest zu bauen – diese gaben aber nach kurzer Zeit auf. Der Grund: die Schwalben fanden in naher Umgebung nicht genug Lehm und Wasser, um ihre Brutstätten zu bauen. Da kam er auf die Idee, den Piepmätzen eine Hilfe zu schaffen und brachte das erste Doppelnest an. Ein voller Erfolg wie sich schon am nächsten Tag zeigte – die Nester waren belegt. Und so begann der Ausbau der “Schwalbensiedlung Engelhardt”…
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So titelte das Haller Tagblatt im Jahr 2015. Denn schnell wurde klar, ein Doppelnest reicht nicht aus. Irgendwie muss es sich unter den Schwalben herumgesprochen haben, dass Hartmut ein echter Tiermensch ist und so suchten immer mehr Paare am Hof nach einer Bleibe. Und da er ein sehr rücksichtsvoller Vermieter ist, kümmert er sich alljährlich auch um die Endreinigung der Appartements. Sehr vorbildlich, wie wir finden. Ganz selbstlos werden die Unterkünfte aber nicht hergegeben, die Mietbedingungen beinhalten, dass die Schwalbenpaare so viele Fliegen, Mücken und Blattläuse fangen wie möglich. Diese dürfen die Paare auch gerne behalten und ihre hungrigen Jungen damit füttern. Eine echte Win-Win-Situation.
Schwalben sind bedroht…
Seit Jahren geht der Bestand der Mehlschwalben deutlich zurück. Das liegt vor allem daran, dass sie nach der Rückkehr aus ihrem afrikanischen Winterquartier südlich der Sahara ihre Nester aus Ton und Lehm nicht mehr an Außenseiten von Gebäuden bauen können, da die heutigen Isolierungsmethoden das Anbauen erschweren. Wenn sie zusätzlich kaum Lehm und Wasser zur Verfügung haben, wird der Bau abgebrochen und die Tiere ziehen weiter und legen unter Umständen keine Eier. Daher ist es umso wichtiger, den Tieren Brutmöglichkeiten anzubieten, um den Bestand wieder zu erhöhen. Hartmut geht hier mit gutem Beispiel voran und wir können von Mai bis September das Schauspiel der Vögel beobachten – sie sind nämlich sehr aktiv und fliegen hunderte Male los, um ihre Junge zu versorgen. Ein schöner Anblick, der das Herz jedes Jahr aufs Neue aufgehen lässt.
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